Vergänglichkeit
- Maria Schuppler

- 21. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Sept.
Dieses Thema, Vergänglichkeit, läßt sich von vielen Seiten besprechen und in unendlichen Nuancen betrachten. Es geht um Zeit, Phasen, Leben, Übergänge, Gefühle, Gedanken, Handeln, Entstehen/Werden/Sterben.
Ich werde, wie immer, nur einen kleinen Ausschnitt dieses Themas beleuchten, der dann auch zum selbst Weiterdenken anregen kann....
Wir befinden uns gerade im Übergang, vom Sommer in den Herbst. Hier wird deutlich, wie in allen Übergängen, ob in der Natur oder im eigenen Leben, daß sich etwas verändert. Was genau, kann noch gar nicht richtig benannt werden. zunächst gibt es ein Gefühl von anderer Luft zum Beispiel, oder die Strahlen der Sonne sind nicht mehr so direkt, irgendwie sanfter, auch der Wind, seine Kraft und seine Temperatur, seine Wildheit verändert sich. Zunächst kaum zu bemerken, bis dann auf einmal der Baum vor dem Fenster in leuchtendem Gelb erscheint.
Solche Übergänge gibt es in jedem Leben, manchmal unvorhergesehen, durch plötzlichen Tod, oder langfristig schon erkennbar in einer längeren Sterbephase.
Wobei, es muß nicht immer gleich um Leben und Tod gehen. Vergänglichkeit kann jeden einzelnen Augenblick betreffen, den physischen und psychischen oder auch mentalen Aspekt dabei. Denn Vergänglichkeit bedeutet, daß etwas im Gehen begriffen ist, man geht von einem Ort zum anderen, von etwas Bekanntem in etwas Unbekanntes. Das was verlassen wird, ist schon vorbei, das Neue noch nicht erreicht. Dazwischen, die Schwelle, die Grenze, die überschritten werden muß, könnte mit Ver-gäng-lichkeit umschrieben werden, das Verlassene ist noch nicht ganz verlassen, es schwingt im Schritt noch mit. Erst, wenn der Fuß die Schwelle überschritten hat und auf dem Boden des Neuen ankommt, ist das Vergängliche Vergangenheit.
Bis dahin - ein Gefühl von Unsicherheit, aber vielleicht auch von unbestimmter Freiheit - umgibt dieses Gehen, weg oder hin zu etwas.... In dieser Sichtweise bedeutet Vergänglichkeit auch, los-lassen, Vergangenheit also los-lassen, damit der gegenwärtige Schritt ausgeführt werden kann. Er schwebt dann millisekundenlang über der Schwelle - und ermöglicht Weite und eine aufmerksame Bewegung in die nächste Phase.
Alles darin scheint noch offen, und es braucht ein gutes Maß an Wachheit und Unerschrockenheit, um den Schritt zu vollenden, sich dieser Bewegung anzuvertrauen.
Darum also geht es auch: unerschrocken, wach und neugierig den Schritt wagen ins Unbekannte neben das Gewohnte, und dabei sich zu lösen vom Blick, der Gewohntes immer in der gleichen Weise ansieht. Sich einen Schritt aus diesem Gewohnheitskreis hinauszubewegen - ein Wagnis und ein nicht endendes Unterfangen für jeden Tag, oder so manchen Augenblick. Einmal den Schritt in der Schwebe lassen - was wird geschehen?

knisternde spannung
überm steinigen acker
ein schritt ins leere
grenzerfahrung
zwischen strommasten






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