top of page
Stationary photo

Helvetica Light is an easy-to-read font, with tall and narrow letters, that works well on almost every site.

Helvetica Light is an easy-to-read font, with tall and narrow letters, that works well on almost every site.

Helvetica Light ist eine gut lesbare Schriftart für alle Website-Typen mit hohen und schmalen Buchstaben.

Helvetica Light is an easy-to-read font, with tall and narrow letters, that works well on almost every site.

Hoffnung

Aktualisiert: vor 6 Tagen

Heute habe ich ein Thema gewählt, das eigentlich viel zu groß und zu umfangreich ist für dieses kleine Format.

Dennoch wage ich ein Experiment. Ich werde einen kleinen Ausschnitt des großen Themas beleuchten, aus der Tiefe holen, versuchen, es plastisch zu modellieren.


Dabei halte ich mich vor allem an die Schrift von Esther Kinsky, "Gedankenspiele über Hoffnung", und von dort, noch einmal etwas kleiner, das Gedicht von Emily Dickinson "hope". Dann hangle ich mich an Esther Kinskys Herleitung des Wortes "Hoffnung" entlang.


Was für ein Abenteuer! Wohin bin ich da geraten? Laßt uns sehen....


Hoffnung also.

"Die Hoffnung stirbt zuletzt" - so wird gesagt. Vielleicht stirbt sie auch nie... Und im Hoffen, zB. auf Gesundheit, Glück, gutes und sorgenfreies Leben, werden Erwartungen ausgedrückt. Erwartungen, die wir an das Leben, an die anderen, an uns selbst haben, Erwartungen auch, wie die Zukunft für uns und andere sein soll. Wir hoffen darauf, daß alles besser wird...., daß vielleicht ein Wunder geschieht, daß.......


Aber - hat Hoffnung wirklich nur etwas mit er-warten zu tun, also mit etwas, für das ich nicht selbst aktiv werden kann, auf das ich passiv warten muß? Und wenn die Hoffnung dann Wirklichkeit wird, bemerkt man, sie ist nicht so, wie sie er-wartet wurde....!

In ihrem Gedicht "hope" beschreibt Emily Dickinson in etwa diese Haltung. Erweitert es aber zu etwas, das auch von mir nichts er-wartet. Das "Federding", das Vögelchen, das mich warmhält, und von mir kein Krümelchen, keine Gegenleistung, erwartet:

"hope is the thing with feathers...,, .

.....the little bird, that kept so many warm....,

.....yet, never, in Extremity, it asked a crumb - of Me"


Das scheint nicht von dieser Welt zu sein...


Esther Kinsky leitet in diesem Zusammenhang "Hoffnung" vom englischen "hope" her, das wiederum das deutsche "hüpfen, hupfen" enthält.

Ein interessanter, weiterführender Gedanke.


Neulich war ich in einem Gebiet, das noch sehr stark vom 2. Weltkrieg, von Schießpulverherstellung in Stahlbetonbunkern, von Vertreibung, aber auch von Wiederaufbau gezeichnet ist.

Ein Gelände, in dem Bunker von damals, - als Munitionsfabrik erbaut, mit allen Versorgungsgebäuden, Schienen, Straßen - , zerstört wurden, was allerdings nur teilweise gelang. In diesem Trümmergebiet wurden Vertriebene aus dem Sudetenland angesiedelt, die einen neuen Stadtteil aufbauten und dazu die Bunker, oder die Fragmente der Bunker, nutzten. Sogar die Straßen, die zum Teil abgebaut worden waren, wurden genutzt für Flächenbegrenzungen von Gärten.

In diesem Stadtteil begegnet man also auf Schritt und Tritt einer absolut zerstörerischen und verletzten Vergangenheit. Erst auf den zweiten Blick erschließt sie sich und beginnt, eine ungeheure Kraftquelle zu werden.


Diese Menschen, einerseits jene, die dort für die Kriegsführung die Zuarbeiten erledigen mußten, wie auch jene, die anschließend die Trümmer bewohnbar machten: sie alle hatten die Hoffnung, daß es eines Tages besser werden würde.

Die Verwundungen und Narben aus diesen Zeiten bleiben. Und sie sind auch direkt sichtbar im Wohngebiet auf und in Bunkern, das heute teils Wohn- und Industriegebiet ist, teils sich selbst überlassen wurde und langsam von der Natur wieder eingenommen wird.


Hoffen, haben wir gesehen, hängt auch mit Hüpfen zusammen, dem Hüpfen über die Hindernisse, die Trümmer, die Zerstörungen. Hüpfen - das sind dann wir selbst, die handeln und auskundschaften, was möglich ist für ein Weiterleben. Wir sind es, die das Gefährliche unter der scheinbar sicheren Oberfläche für ein Auf-Leben mit einkalkulieren, und auf diesem unsicheren Boden aufbauen.


Hoffend-hüpfend Lebensplätze finden, Hindernisse, Herausforderungen in jedem einzelnen Augenblick, im Gegenwärtigen vorsichtig tastend, aber auch beherzt angehen. Dabei verliert sich das Zu-Weit-Schauen-Wollen. Das Sehen, Gehen, Hören findet jetzt statt.


Hoffnung wird so die Kraft von Gegenwart, im Handeln um der Handlung selbst willen, ohne die Erwartung von Lohn oder um etwas zu vermeiden.


Mitten in den Trümmern, aus den Narben, im wieder zugänglich und bewohnbar gemachten Gebiet strömt die unsichtbare Kraftquelle, die Ader von Leben, zu der "Hoffnung" werden kann.


Esther Kinsky läßt zum Schluß einen Physiker des 19.Jhs zu Wort kommen, Johann Wilhelm Ritter. Er sagt in seinem Text "Physik als Kunst":


"Dann sey! Dann lebe! In aller Bedeutung!

Fürchte nichts! Hoffe die Gegenwart!"


Nun also: Hoffnung übersetzen in Leben, oder: Hoffnung leben!

Ganz einfach, im Alltag, im Raum, im Lebensraum, als edler Tropfen von Lebensessenz!




Quellen:

Esther Kinsky, Gedankenspiele über Hoffnung, Literaturverlag Droschl Graz-Wien, 2023, ISBN 978-3-99059-144-4

Emily Dickinson, "Hope", bei E. Kinsky, s.o.


trümmergelände

tau sammelt leben ein

der käfer trinkt












Comments


bottom of page