Masaoka Shiki
- Maria Schuppler
- 15. Feb.
- 2 Min. Lesezeit
Mit dem Leben und Werk von Masaoka Shiki, einem der wichtigsten Haikudichter Japans im ausgehenden 19.Jahrhundert, möchte ich mich heute beschäftigen. In unseren Breiten findet er kaum Beachtung und sein Werk ist praktisch unbekannt. Deshalb hier eine kleine Würdigung für ihn, der die japanische Dichtung in die Moderne geführt hat.
Masaoka Shiki wird 1867 auf einer japanischen Insel geboren und stirbt 1902 mit 35 Jahren in Tokyo an Tuberkulose.
Schon im Alter von 4 Jahren verliert er seinen Vater. Er wird in einer Zeit des Umbruchs groß. In seiner Jugend ist er noch sehr vom Chinesischen geprägt. Sein Großvater, der ihn in seiner Privatschule unterrichtet, macht ihn mit chinesischen Texten vertraut. 1890 schreibt er sich in die philosophische Fakultät in Tokyo ein, verläßt diese jedoch, um Japanologie zu studieren. Schon früh beginnt er Haikus zu schreiben, ist leidenschaftlicher Baseballspieler, damals eine neue Sportart in Japan. Er prägt das Japanische Wort für Baseball ("Noboru") und verbreitet diese Sportart über einige seiner Gedichte. Deswegen wird er auch 2002 in die japanische Baseball Hall of Fame aufgenommen.
1888 erkrankt er erstmals an Tuberkulose, 1889 kommt Bluthusten dazu, seitdem nennt er sich "Shiki", was "Gackelkuckuck" bedeutet. Dieser Vogel zeigt bei seinem hohen Gesang eine rote Zunge, sodaß es aussieht, als würde er Blut spucken.
Seinen Lebensunterhalt verdient er als Journalist, Korrespondent für das japanische Militär im ersten japanisch-chinesischen Krieg und mit Kritiken. Dazu schart er Schüler um sich und beginnt, das Haiku und die zugehörigen Formen wie Tanka und Renga (= Kettengedicht, dessen Anfangsgedicht das Haiku war) zu modernisieren, hin zu realistischer Weltbeschreibung und als eigenständige Literaturform. Er führt ein dichtes literarisches Leben, gründet Dichterkreise (z.B. die Negeshi-Tanka-Gemeinschaft), Vorlesekreise und gibt die Zeitschrift Hototogisu (hat ebenfalls die Bedeutung "Gackelkuckuck") heraus. Sie existiert heute noch. Aber leider - auf japanisch. Es gibt Beiträge und Fotos, die zum Teil sehr berührend sind....
Ab 1895 bezieht er zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester ein Haus in Tokyo, das bis heute Erdbeben und sonstige Katastrophen überstanden hat und eine Gedenkstätte für ihn geworden ist: Shikian, so hat er es selbst genannt.
Dort stirbt er 1902, eine Fülle an Werken hinterlassend, die nur zu einem kleinen Teil ins Deutsche übersetzt wurden.
(Quellen: Haiku heute; Thomas Hemstege, Masaoka Shiki - ausgewählte Haiku, 2013; Wikipedia)
Sein Werk
Haikai-taiyo - "Das Wichtigste über den Haiku" (Seine Haiku-Theorie)
Zeitschrift Hototogisu
Haijin Buson - "Der Haiku-Dichter Buson"
Utayomi ni atauru sho - "Dichtern gewidmete Schrift" (Neugestaltung des Waka)
Bokuju-itteki - "Ein Tropfen Tusche"
Gyoga-manroku - "die Skizzen eines Liegenden"
Byosho-rokushaku - "die sechs Fuß des Krankenlagers"
Hier nun einige seiner Gedichte, ein Vorgeschmack vielleicht auf mehr....:
überliefert dies:
Er liebte Gedichte und
aß gerne Kaki
ein Tag im Frühling,
im Ruderboot kreist er um
den großen Dampfer
der Sturm des Sommers
fegt alle Papiere fort
von meinem Schreibtisch
im Abteilfenster
spiegelt sich von Zeit zu Zeit
leuchtendes Herbstlaub
im Morgendämmern.
Ein Grashüpfer springt heraus
aus dem kleinen Schrein.
in einem Reihenhaus
tagt der Verein der Alten.
Es gibt Walsuppe.
Für eine Blüte
diese Vase aus Frankreich.
Die Winterrose
Der alte Garten.
Die Wärmflasche wird geleert
im Licht des Mondes

im licht der sonne
eine straße von wellen
bis zum grund
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