Natsume Soseki
- Maria Schuppler
- 4. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Mai
Bei meiner Suche nach einem weiteren interessanten japanischen Dichtern bin ich auf Natsume Soseki gestoßen. Er wurde stark von Masaoka Shiki beeinflußt, vor allem in seiner Auffassung und Einstellung zum Dichten von Haikus.
Das hat mich veranlaßt, ihn hier vorzustellen, wie immer, mit einem kurzen Überblick über Leben und Werk, und mit ein paar Beispielen seiner Haikus.
Natsume Kinnosuko, so sein Geburtsname, lebte von 1867 bis 1916. Er wurde als achtes Kind einer einst begüterten Familie geboren. Der Unterhalt für den Neuankömmling war nicht gesichert, deshalb wuchs er bis zu seinem neunten Lebensjahr bei einer Pflegefamilie auf. Danach kam er wieder zu seinen Eltern, die sich als seine Großeltern ausgaben, da sie schon betagt waren. Sein Vater sorgte aber dafür, daß er eine gute Ausbildung bekam, sodaß er auch studieren konnte. Ursprünglich wollte er Architekt werden. Doch lernte er auch Englisch, da er erkannte, daß dies seiner beruflichen Karriere nützlich sein könnte.
Schon früh regte sich in ihm auch der Wunsch, Schriftsteller zu werden. Mit etwa 20 Jahren traf er Masaoka Shiki, der ihm Freund und Begleiter auf seinem Weg in die Haiku-Dichtkunst wurde. Zu dieser Zeit begann er auch, seine Werke mit „Soseki“ zu unterschreiben, was mit „schlechter Verlierer“ und „rechthaberisch“ übersetzt werden könnte.
1893 schloß er an der kaiserlichen Universität Tokyo sein Studium der englischen Literatur ab und wurde zunächst Aushilfslehrer für Englisch an der späteren Pädadgogischen Universität in Tokio, danach Lehrer an einer Mittelschule auf Shikoku. 1896 kam er nach Kumamoto. Dort heiratete er im selben Jahr.
1900 wurde er von der japanischen Regierung nach London geschickt, um dort zu studieren. Zwei Jahre verbrachte er in England, meist allein in seinem Zimmer, vergrub sich in Büchern. Sein Lehrergehalt reichte nicht für ein Studium zB in Cambridge. Dennoch nutzte er diese , laut eigener Aussage für ihn schlimme, Zeit und vervollständigte sein Wissen über die englische Literatur. Nach seiner Rückkehr wurde er Professor für englische Literatur an der kaiserlichen Universität in Tokio.
Später unternahm er noch Reisen nach Korea und in die Mandschurei.
Seinen Ruf als Schriftsteller, v.a. von Romanen, konnte er immer mehr festigen, sodaß er 1907 die Professur aufgeben konnte und von nun an von der Schriftstellerei lebte.
1916 starb er an Magenkrebs (s. unten sein Haiku vom Riß in der Magenwand....)
Sein Werk besteht vor allem aus Romanen, Fortsetzungsromanen und Reiseberichten mit z.T. fiktiven Elementen. Aber es gibt auch sehr viele Haikus, mit eher pessimistischer Grundstimmung. Themen seiner Arbeiten sind hauptsächlich die Not der kleinen Leute, aber auch der Konflikt zwischen Pflicht und Verlangen, Loyalität und Freiheit. Dies steht auch im Zusammenhang mit seiner Beschreibung der industriellen Entwicklung Japans und deren Folgen für die Bevölkerung
Seinen bis heute bedeutendsten Roman schrieb er 1914. „Kokoro“ bedeutet Herz, Seele, Gedanke,Inneres. Soseki beschreibt darin die Entwicklung eines jungen Mannes im Zusammentreffen mit einem Mentor, es geht um den Konflikt von Loyalität und Freiheit, also auch um eine Auseinandersetzung in der damaligen Zeit des Umbruchs in Japan. Übrigens: in der Version, die beim Manesse-Verlag angeboten wird, sehr lesenswert.
Viel Freude beim Lesen und Entdecken dieses Dichters!
Werke:
Romane (unvollständige Auswahl, weitere Infos bei Wikipedia):
Ich der Kater, Insel Verlag, Frankfurt am Main, 1996, ISBN 3-458-16796-X
Der Tor aus Tokio, Aufbau-Verlag, Weimar 1965
Das Graskissen-Buch, be.bra Verlag, Japan edtion, ISBN 978-3-86124-922-1
Kokoro, Manesse Verlag 2016, ISBN 978-3717524182
Hinter der Glastür, Angkor Verlag, Frankfurt am Main, 2011, ISBN 978-3-936018-80-6
Haiku:
Auswahl , Angkor Verlag, Frankfurt am Main, 2014, E-Book
Beispiele für Haiku:
Mein Wunsch nach Wiedergeburt:
als Mensch so klein
wie ein Veilchen
Herbstwind.
Ein Riss zog
in meine Magenwand
der Frühlingsbach
fließt
und umarmt den Fels
Auf meiner Schulter landend,
suchst du einen Freund,
rote Libelle?
der Wintersturm -
er bläst die Abendsonne
in das Meer hinab
Quellen:
Wikipediea
Haiku (Zen-Gedichte), Natsume Soseki, Frankfurt: Angkor Verlag, 2014, ebook
für Soseki:

ende des tages
am kostbaren leben genippt -
kleine veilchenblüte
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